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Delbrücker Spargelroute

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Tourinfos

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Delbrück - Rietberg

Der schiefe Turm von Delbrück, markantes Zeichen der Stadt im Paderborner Land. Stolze 65 Meter hoch und zwei Meter gegen den Wind geneigt, der Kirchturm von St. Johannes Baptist und von jeher Wegweiser in die Stadt. Doch hier und heute geht es hinaus, zu Pionieren. Die „Delbrücker Spargelroute“ führt auf angenehm zu radelnden 32 Kilometern Rundkurs hin zu denen, die Delbrück mit einer Spezialität weithin bekannt gemacht haben – zu den Spargelproduzenten.

Einer von ihnen ist nach wenigen Minuten erreicht. Hans-Josef Brautmeier führt durch den Betrieb. Familie Brautmeier gilt als Pionier in Sachen Spargel, hier im Delbrücker Land. Aber eigentlich fing alles noch ein bisschen früher an. Im Garten von Landarzt Schmidtmann, vor rund 50 Jahren. Der probierte in seinem Garten, ob´s was mit dem königlichen Gemüse werden könnte. Wurde was. Dauerte aber noch. Brautmeiers schließlich wagten in den 70er-Jahren den gewerblichen Anbau, 50 Hektar bewirtschaftet Hans-Josef Brautmeier heute mit Spargel. Angefangen mit einer kleinen Ecke neben den Erdbeerfeldern.

Der Boden im Delbrücker Land, der erwies sich bald als ideal für den Anbau. Sandig, mineralische Zusammensetzung passt, und der Grundwasserhorizont ideal. Inzwischen kommen im gesamten Delbrücker Raum rund 350 Tonnen Spargel pro Jahr in den Verkauf. Die Sortier- und Schälmaschinen laufen in der Saison beinah unablässig. Die Schälmaschine, sagt Hans-Josef Brautmeier, schaffe 6000 Stangen pro Stunde, sechs Messer, zwölf Schnitte, rasend schnell. Kistenweise Stangen, geerntet von hundert Helfern. Etablierte Routine. Und Hans-Josef Brautmeier ist längst wieder Pionier. Auch außerhalb der Saison gibt es hier frischen Spargel, der kommt per Luftfracht. Der kommt aus Ägypten. Produziert vom Kooperationspartner nach Brautmeiers Vorgaben im Nildelta. Schmeckt köstlich. Auch nach Johannis-Tag.

Die Fahrt geht Richtung Boker Kanal. Und was dahinten aus der Ferne wie ein großer See aussieht, ist bei näherem Hinsehen eine Spargelkultur, deren Folien in der Sonne gleißen. Pappeln rauschen leise im Frühjahrswind. In der Abgeschiedenheit des Delbrücker Landes fliegen die Kilometer leicht dahin. Kleines Zahlenspiel am Rande: Auf einem Hektar Spargelkultur stehen sechs Kilometer Damm, das macht allein für den Betrieb Brautmeier 300 Kilometer. Pro geradeltem Kilometer auf der Delbrücker Spargelroute also fast zehn Kilometer Damm, in denen die leckeren Stangen jetzt heranreifen – allein bei Brautmeiers.

Alois Grewing geht durch die Reihen. Unter der durchsichtigen Folie ist gut zu erkennen, wo der Spargel nach oben drückt – an der kleinen Aufwölbung im Sanddamm. Routiniert legt der Landwirt die Stange frei und sticht sie ab. Eine. Wie viel intensive Arbeit Spargel heißt, ahnt der Kunde kaum. In der Saison heißt das, Schaffen rund um die Uhr. Der Ostwind frischt empfindlich kühl auf. Fühlen Sie mal! Und tatsächlich, dort wo eben noch der Spargel wuchs ist der Sanddamm warm wie eine winterliche Wohnstube. In der Scheune zeigt er noch schnell die Jungpflanzen, die bald in die Erde kommen. 25 schlauchartige Wurzel baumeln daran, zu verlegen von einem sonderbaren Gerät, in unglaublicher Langsamkeit ganz bald. Spargel, sagt er, das ist Arbeit das ganze Jahr.

Und um sein Restaurantzelt muss er sich auch noch kümmern. Es steht schon neben dem Hof, die Tische werden mit Kerzen und Blumen liebevoll dekoriert, der Blick nach draußen schweift über den alten Obstgarten und die Spargelkulturen. Freitags und Samstags (Buffet ab 18 Uhr) sowie Sonn- und Feiertags ab 11 Uhr á la carte heißt das bei Grewings: Spargelessen, satt und zum reellen Preise – mit Schnitzel und Schweinefilet, mit Schinken und Rührei, dazu ein schöner Wein und frischgezapftes Pils. Für das Spargelschlemmerzelt kann eine Reservierung gewiss nicht schaden, und für Gruppen ab 15 Personen öffnet Familie Grewing (0 29 48 – 2 90 16) gern nach Absprache. Freie Zeit, für einen Spargelproduzenten dieser Tage eine Rarität.

Vorbei an Pappeln und Eichen, munteres Vogelgezwitscher und des Windes Lied in den Kronen der Bäume. Der Boker Kanal – eine historische Bewässerungsanlage, die Wasser von der Lippe abzwackt – wird gequert und der Hof von Familie Lohrmeier erreicht. Juniorchef Frank Lohrmeier betritt in dieser Saison Neuland. Nach seiner Umschulung vom Industriemechaniker zum Gärtner führt der 35-Jährige nun die Geschicke in Sachen Spargel. Auf dem Feld fährt der Traktor samt angehängter Pflanzmaschine sehr langsam seine Runden, seit 20 Jahren bauen Lohrmeiers Spargel an, jetzt kommt wieder eine Kultur dazu.

Auch der kleine Hofladen muss eingeräumt werden. In der Kühlung stehen schon die ersten Kisten mit dem Spargel. Das Wasserbecken für die Schnellkühlung ist bereits auf eisige Temperaturen heruntergekühlt. Keine Frage, es geht los. Für Frank Lohrmeier, auch dies keine Frage, eine spannende Sache. Und dass er die neue Kultur wohl vor Fraßfeinden schützen muss, ist auch klar. Die – Rehe – standen kürzlich in sicherer Entfernung auf einem anderen Feld und schauten dem Radler hinterher.

Kapellen und Bildstöcke zeigen an vielen Orten auf der Radroute, wie tief der Glaube im Delbrücker Land verwurzelt ist. Über ruhige Weg geht es weiter nach Norden, bevor die Route Richtung Westenholz abknickt, lohnt ein Abstecher zum Hof Milsmann. Der liegt zwar nicht an der „Delbrücker Spargelroute“, sondern in Rietberg-Mastholte, lohnt die Anfahrt aber unbedingt, weil schnell und einfach erreichbar. Und vor allem dann, wenn sich der Radler noch nicht mit Proviant oder Köstlichkeiten für das heimische Spargelessen versorgt hat.

Dazu an der Kreuzung Wiebelerstraße (Route)/Wulfhorsterstraße die Wulfhorster (K40) einen knappen Kilometer nach links (Nordwest) fahren, am Landgasthaus „Roseneck“ – mit Biergarten und Restaurant – links in die Haselhorsterstraße einbiegen, nach rund 1,7 Kilometer liegt der Hof Milsmann auf der rechten Seite. Auch hier laufen die Vorbereitungen zur Spargelsaison auf Hochtouren. Wilfried Milsmann ist in der Scheune mit Arbeiten an der Sortiermaschine beschäftigt. Ursula Milsmann schließt den feinen Hofladen auf – und dem Genießer läuft das Wasser im Mund zusammen. Schinken und Schmalz, Mettwurst und Marmeladen – alles nach feiner handwerklicher Tradition – , Brot, selbst eingelegte Gurken, feine Weine, Erdbeeren. Neben dem Spargel, gibt es hier alles, was zu einem perfekten Spargelessen dazu gehört.

Und für den Rückweg nach Delbrück kann hier ordentlich richtig gut und umfassend Proviant gefasst werden. Zurück auf der „Delbrück Spargelroute“ geht es über Westenholz zurück in die Stadt mit dem schiefen Kirchturm. Ein herrlicher Sonntagnachmittag neigt sich dem Ende zu, leider. Es ist eine schöne Tour, eine ruhige. Durch Feld und Flur, vorbei an Fachwerk und Pferden, die gerade wie wild über ihre Koppel rasen. Kopfweiden stehen in der Ferne in Reih und Glied, in einem liebevoll gepflegten Bauerngarten blühen bunte Blumen. Zu hören ist nur das Rauschen des Windes in den Kronen der mächtigen Eichen. So ist es, das Delbrücker Land, eine stille Schönheit. Und voller Köstlichkeiten. Und ganz bald, da vorn, da ist schon – der schiefe Turm von Delbrück.

Infos DELBRÜCKER SPARGELROUTE

Es ist ein rund 32 Kilometer langer Rundkurs, der idealerweise auf dem Wiemenkamp im Zentrum von Delbrück beginnt. Er ist in beiden Richtungen vorbildlich ausgeschildert. Der Hof Milsmann liegt nahe der Route auf Rietberger Gebiet (Anfahrtsbeschreibung im Text), die Höfe Grewing und Lohrmeier liegen direkt an der Route.

Der Hof Brautmeier wird erreicht, wenn an der Stelle wo die Route die Straße „Knochenhorst“ auf den Wiesenweg verlässt dort geradeaus in die Straße „Am Bauhof“ gefahren wird (ein kurzes Stück mit 90 Grad Kurve). Die im Text beschriebene Tour verläuft zuerst in südliche, dann in westliche Richtung – und über Westenholz zurück nach Delbrück.

Alle Angaben ohne Gewähr.