Fazit Mitgliederversammlung und Spargelseminar am 13. Dezember 2022
Nach zweijähriger, coronabedingter Unterbrechung fand erstmals wieder die Mitgliederversammlung der Vereinigung der Spargelanbauer Westfalen-Lippe e.V. in Münster-Wolbeck in Präsenz statt. Von Beginn an war deutlich, dass jeder der 78 Teilnehmer froh war, dass der Austausch untereinander und auch mit den 16 Ausstellern endlich wieder wie gewohnt stattfinden konnte.
In seinem Vorstandsbericht resümierte Willy Kreienbaum das Jahr 2022 aus Sicht der Spargelanbauer in Nordrhein-Westfalen. Nach einem stabilen Start in die Saison mit zufriedenstellenden Verkaufszahlen, spiegelte sich schnell die Unsicherheit in der Bevölkerung auch negativ in dem Kaufverhalten gegenüber Lebensmitteln wider. Als Gründe hierfür sind primär der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Inflation zu nennen.
Die diesjährige Saison blieb aber nicht ohne Lichtblicke. Die deutlich entspanntere Corona-Lage vereinfachte vor allem die Einreise für Saisonarbeitskräfte und sorgte für Entspannung bei der Personalbeschaffung.
Positiv zu erwähnen ist zudem die gelungene Spargel-Saisoneröffnung mit der im kleinen Rahmen abgehaltenen, aber durchaus stimmungsvollen Pressekonferenz auf dem Spargelhof Grewing in Delbrück im Beisein der NRW Spargelkönigin, Svea I.
Geschäftsführerin Anke Knaup stellte im Anschluss den Geschäftsbericht vor und erläuterte die einzelnen Posten in gewohnter, für die Mitglieder transparenter Weise. Der darauffolgende positive Bericht der Rechnungsprüfer, vorgestellt von Wilhelm Beckmann, empfahl die Entlastung des Vorstands und der Geschäftsführung.
Ein emotionaler Höhepunkt war die Verabschiedung des langjährigen (seit 1991 aktiv im Vorstand tätig) Mitgliedes Matthias Kleiner, Bocholt, dem man für seinen unermüdlichen Einsatz für die Branche dankte.
Als sein Nachfolger wurde Silvan Schulze-Weddige aus Rheine einstimmig in den Vorstand gewählt. Der Vorstand begrüßt Herrn Schulze-Weddige, als nun jüngstes Vorstandsmitglied, herzlichst in seinen Reihen und freut sich auf viele Jahre guter Zusammenarbeit.
Im direkten Anschluss an die Mitgliederversammlung begann das traditionelle Wolbecker Spargelseminar. Ralf Große Dankbar und Carsten Wenke stellten das KTBL-Projekt vor, welches vom Ministerium gefördert wird und Betrieben den Einsatz von nicht-selektiven Erntemaschinen ermöglicht. Thomas Brinkmann ist einer der Betriebsinhaber, der die Förderung in Anspruch nahm und zugleich auch Maschinenbauingenieur.
Er berichte von den Vor- und Nachteilen, die er im täglichen Gebrauch der Maschinen wahrnahm und ihn ein eher skeptisches Resümee ziehen ließen.
Im Anschluss referierte Bernhard Böckenhoff, Betriebsinhaber der Böckenhoff Folien Gmbh, von seinen Erfahrungen mit einer selektiven Erntemaschine von AVL-Motion. Vor allem die deutlich höhere Stechleistung gegenüber der Handernte sowie der geringere Personalbedarf ließ ihn ein positives Fazit ziehen, gleichzeitig machte er aber auch deutlich, dass sich der Einsatz nur bei einer mind. 16-stündigen Laufzeit pro Tag lohnt.
Als besonders Highlight konnten die Teilnehmer anschließend die selektive Erntemaschine AVL 9000 auf dem Hof des Bildu ngszentrums vor Ort begutachten. Arno van Lankveld, Gründer von AVL Motion, stellte sein Produkt im Detail vor. Mit hohem Interesse verfolgten die Teilnehmer seinen Erläuterungen und es wurde deutlich, dass viele Betriebsinhaber realisieren, dass der Einsatz der Maschinen die Branche deutlich verändern kann.
Jürgen Schulze, UBIGA, warf einen Blick auf 2022 zurück und nannte Gründe wie den Ukrainekrieg und die steigende Inflation, warum die Saison nach stabilem Beginn verhalten endete. Anschließend gab er betriebswirtschaftliche Ausblicke und beantwortete zudem einigen Fragen, die die Teilnehmer im Vorfeld stellen können. Er verdeutliche, dass sich heimische Spargelanbauer sowohl im Bereich der Mechanisierung auf dem Feld, der Altersstruktur der Kulturen als auch bei der Außendarstellung ständig weiterentwickeln müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Gleichzeitig machte er auch deutlich, dass eine fortlaufende Analyse des Kaufverhaltens notwendig ist, um eine angemessene Produktion zu gewährleisten.
Im letzten Programmpunkt vor der Pause unterstrich Frank Saalfeld, Geschäftsführer des Netzwerkes der Spargel und Beerenverbände e.V., die Wichtigkeit einer Imagekampagne für den Deutschen Spargelanbau. Er machte deutlich, dass der Lebensmitteleinzelhandel den Endverbraucher mit bewusst irreführenden Informationen locken kann und somit ausländische Erzeugnisse stärkt. Dem könne man nur mit einer Kampagne begegnen, die die hohe Qualität der regionalen Produkte verdeutlicht und so den Kunden wieder bewusster einkaufen lässt. Eine Blitz-Umfrage unter den Anwesenden machte deutlich, dass eine solche Kampagne von den Betrieben mitgetragen und auch für notwendig gehalten wird.
Die Mittagspause nutzten die Teilnehmer für das Netzwerken untereinander und den Austausch mit den Ausstellern. Deutlich wurde hier, dass ob der 3-jährigen Coronapause viel Bedarf bestand, sich auf einen aktuell Stand in unterschiedlichsten, für die Branche relevanten Themenbereichen zu bringen.
Zum Abschluss des Seminars fand ein Unternehmertalk statt. Hinrich Niemann moderierte den konstruktiven Austausch zwischen den Betriebsinhabern Jochen Unterhansberg, Niclas Imholze, Jörg Umberg, Silvan Schulze-Weddige und Andrea Toppheide. Obwohl die Talkgäste aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands stammen, ähneln sich jedoch die Ängste und Hoffnungen im Hinblick auf die Zukunft unserer Branche. So wurde deutlich, dass man 2023 eine im Vergleich zu diesem Jahr leicht verkaufsschwächere Saison erwartet. Um dem zu begegnen, wurde die Wichtigkeit von innovativen Ideen und der Anpassung an ein anderes Kaufverhalten unterstrichen. Gleichzeitzeitig nannte man geschlossen die Wichtigkeit der Nachwuchsgewinnung, um die Kunden der Zukunft für den Spargel zu begeistern. Besonders kritisch wurde zudem von allen Talkgästen die Preispolitik des LEH genannt. Hier war man sich einig, diesen nicht dauerhaft akzeptieren zu wollen.
Text und Fotos: SpargelstrasseNRW, Abdruck frei (kurze Nachricht und Beleg wünschenswert)